Methodik

Hierzu finden Sie eine Fülle von guten (und leider auch weniger guten) Beschreibungen in einer Vielzahl von Medien. Ein Punkt, der dabei oft zu kurz kommt, ist die pro-aktive Bewerbung. Hierbei kommt es auf Kreativität, eine gute Vorbereitung, eine umfassende Recherche und auch Mut an. Unter dem Motto “Jeder ist in irgendeiner Form ein Rohdiamant” hat Dr. Winfried Guba hierzu ZEIT ONLINE ein Interview gegeben (Auszug mit freundlicher Genehmigung von ZEIT ONLINE):

ZEIT ONLINE: Herr Guba, viele Menschen suchen derzeit einen neuen Job. Wie sollten sie dabei vorgehen?

Winfried Guba: Ich rate Bewerbern, bei der Jobsuche alle Angebote zu nutzen. Eine Junior Brand Managerin mit zwei oder drei Jahren Arbeitserfahrung wird beispielsweise mit einer klassischen Stellenausschreibung oft wunderbar klarkommen. Aber die Lebensläufe werden immer vielfältiger und passen nicht mehr unbedingt zu dem, was ausgeschrieben wird. Da macht es Sinn, aktiv auf Unternehmen zuzugehen.

ZEIT ONLINE: Was bedeutet das: die Lebensläufe werden vielfältiger?

Guba: Die Menschen wechseln häufiger ihre Jobs und man sieht durchaus auch Brüche. Es fehlt die einheitliche Linie, die wir früher oft gesehen haben: vom Experten zum Gruppenleiter, zum Abteilungsleiter, zum Hauptabteilungsleiter. Ein Grund liegt auch in der Globalisierung, da die Partner von Expats bei einem Umzug ins Ausland beruflich oft Kompromisse eingehen müssen. Da kann es passieren, dass eine erfolgreiche Wirtschaftsprüferin sich eine neue Existenz als Pilatestrainerin aufbaut. Außerdem sorgen Auslandsaufenthalte oft für eine kritische Reflexion der bisherigen beruflichen Laufbahn. 

ZEIT ONLINE: Auf welche Probleme treffen diese Menschen mit bunten Lebensläufen?

Guba: Ich habe kürzlich einen deutschen Physiker beraten, der zu dem Zeitpunkt bei einem bekannten US-amerikanischen Techunternehmen im Silicon Valley der Experte für einen ganz speziellen technischen Bereich war. Der  suchte nun  eine Führungsposition in Europa, fand aber keine Stellenanzeige, die zu ihm passte. Und ihm war auch bewusst, dass er bei üblichen Standardbewerbungen rausfallen würde, da die Personalreferentin vermutlich bereits bei der Vorauswahl denkt: Passt nicht, denn das Kriterium Führungserfahrung fehlt.

ZEIT ONLINE: Wie haben Sie diesem Mann geholfen?

Guba: Wir haben schnell gemerkt, dass er eine Art Rohdiamant ist, hochattraktiv für den Arbeitsmarkt. Da ist es durchaus möglich, das Interesse an sehr hoher Stelle zu wecken beispielsweise bei Vorstand oder Geschäftsführung. Unsere Botschaft war: Hier ist ein für euch spannender Mensch, unterhaltet euch mal mit dem. Auch, wenn es überhaupt keine Stellenanzeige gab, haben die Unternehmen oft gesagt: Der Mann hat derart spezielle Kenntnisse, wir müssen uns auf jeden Fall mit ihm unterhalten. Und daraus hat sich etwas ergeben.

ZEIT ONLINE: Welche Fragen sollte man sich dabei stellen?

Guba: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Das ist nicht jedem klar. Stellen Sie sich den klassischen elevator pitch vor: Sie haben eine Minute Zeit, die Geschäftsführerin im Fahrstuhl zu überzeugen, Sie einzustellen. Also nicht: Ich suche einen Job als Produktmanager. Das interessiert keinen Menschen. Führungskräfte haben wenig Zeit. Also kommt es darauf an, dass ich sehr schnell Neugierde wecke – indem ich rüberbringe, was mein spezieller Nutzwert ist. Dazu muss ich mich sowohl mit mir selbst als auch mit meiner Zielgruppe beschäftigen und das dann möglichst knackig vermitteln. Ein einseitiges Schreiben und ein kurzes Profil können im ersten Schritte ausreichen. Es geht erst einmal nur darum, den anderen neugierig machen. Und wenn da etwas zusammenpasst, wenn ich mich als Problemlöser für einen potenziellen Arbeitgeber positionieren kann, wird sich dieser näher mit mir beschäftigen.

ZEIT ONLINE: Nur woher weiß ich, was die für Probleme haben?

Guba: Recherche, Recherche, Recherche. Man muss sich einfach mit dem Unternehmen auseinandersetzen. Das kann manchmal sehr naheliegend sein. Ich hatte zum Beispiel mal einen australischen Wasserwirtschaftsingenieur als Klienten, der nach Deutschland kam, weil seine Frau Deutsche ist. Der hat ganz tolle Sachen gemacht, aber so einen sucht man hier nicht, denn man weiß ja gar nicht, dass es ihn gibt. Doch aufgrund der australischen Wasserwirtschaft weiß er Dinge, die Ingenieure hier nicht wissen. Er war also für Gerätehersteller in der Wasserindustrie und für Behörden oder Unternehmen in der Wasserwirtschaft spannend. Also haben wir beide Zielgruppen mal angeschrieben, auf unterschiedliche Weise. Da musste er gar nicht unendlich viel Recherche machen. Aber er musste es aktiv angehen, sonst hätte er keinen Posten gefunden.